Die verehrte Bruderschaft der „Addolorata e San Domenico“ und ihre liturgischen und volkstümlichen Traditionen hatten ihren Ursprung zuerst im Orden der „Padri Predicatori di San Domenico“ (Predigerorden des Hl. Dominik) und später dann im Orden der „Servi di Maria“ (Diener Mariens). Die Dominikaner ließen sich um 1315 in der Altstadt von Tarent, in der Abtei San Pietro Imperiale, die zuerst den Benediktinern gehörte und im 19. Jahrhundert in San Domenico Maggiore umbenannt wurde, ständig nieder. Dort wirkten sie lange Zeit mit wechselndem Geschick, zwischen Glanz und Verfall, bis nach der Vereinigung Italiens in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Um den Triumpf der Christenheit über die türkische Gefahr in der Schlacht von Lepanto (7. Oktober 1571) zu feiern, gründeten die Dominikaner zwei Laienbruderschaften mit den Namen: „In Nome di Dio” (im Namen Gottes) (1580) und „il Rosario”(Rosenkranz) (1615). Obwohl der dominikanische Geist in den beiden Bruderschaften seinen vollen Ausdruck fand, gründete der Predigerorden zirka ein Jahrhundert danach im Jahr 1670 eine dritte Bruderschaft, nämlich jene des „San Domenico in Soriano”, nach ihrem Patriarchen benannt. Das Gründungsdatum geht aus dem von Ferdinand IV, König beider Sizilien, am 24. April 1777 gewährten Königlichen Konsens hervor. Für die neue Bruderschaft begann, trotz häufiger Zwistigkeiten mit den beiden anderen Bruderschaften und Konflikten mit den Dominikanern selbst, eine außergewöhnliche historische Entwicklung, die mit dem wachsenden Prestige des Ordens zusammenfiel, der am 30. April 1758 die Ehre hatte, das Provinzkapitel der Dominikaner zu beherbergen. Gleichzeitig mit den Geschehnissen um die Bruderschaft und im gleichen Zeitraum ihrer Gründung verbreitete sich der Marienkult der „Diener Mariens“ immer mehr. Obwohl es bis heute keine sicheren Beweise dafür gibt, dass die „Diener Mariens“ direkt mit der Bruderschaft des San Domenico in Verbindung standen, da die Archivunterlagen auf Grund des Einsturzes des Kirchendachs am Weihnachtsabend des Jahres 1964 verlorengingen, kann man mit Recht annehmen, dass einige Ordensbrüder der Diener Mariens aus Manduria in der Provinz von Tarent zugegen waren. Sie waren Fastenprediger in der Stadt Tarent und vielleicht auch bei den Dominikanern, wie indirekt aus einem Ölgemälde hervorgeht, auf dem die Schmerzensmutter und die 7 Gründerheiligen des Ordens der Diener Mariens abgebildet sind, das seit seiner jüngsten Restaurierung in der Kapelle der Addolorata (Schmerzensmutter) untergebracht ist. Die Verehrung der Schmerzensmutter erfuhr nach der Konstruktion der Statue der Jungfrau (die derzeit bei der Bruderschaft aufbewahrt wird) in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Neapel durch einen unbekannten Künstler, gleichzeitig mit der Statue des San Domenico, die von den Dominikanern in Auftrag gegeben wurde, starken Auftrieb. Letztere wurde in der Nische der Kapelle des San Domenico untergebracht, während die Statue der Addolorata in der Kirche des San Giovanni Battista (heute zerstört) stand. Diese gehörte dem Orden der Benediktinerinnen und befand sich gegenüber der Kirche des San Domenico. Die Statue der Addolorata wurde zwei Mal im Jahr inoffiziell nach San Domenico gebracht, am Palmfreitag für die Karwoche und am dritten Sonntag im September zum Fest des „Trionfo dei Sette Dolori” (Triumphs der Sieben Schmerzen). Dieses Fest wurde vom Orden der Diener Mariens ins Leben gerufen und war dann im Jahr 1668 vom Heiligen Stuhl genehmigt worden. 1735 wurde dieses Fest von Philipp V auf alle spanischen Gebiete und von Papst Pius VII. auf die gesamte katholische Kirche ausgedehnt. Die wachsende Marienverehrung unter den Gläubigen und vor allem bei vielen Mitgliedern der Bruderschaft des San Domenico wurde durch das Wirken des kanonischen Abts Vincenzo Cosa, des Seelsorgers der Bruderschaft gefördert. Er führte 1735 in der Kapelle des San Domenico den Marienkult der „Sette Dolori“ (Sieben Schmerzen) ein. In der Folge bewegte die Subsistenzkrise der Benediktinerinnen, deren Zahl sich auf wenige alte Schwestern verringert hatte, die nicht mehr in der Lage waren, ihren Aufgaben nachzukommen, den Dominikanerpater Vincenzo Cosa (namensgleich mit dem oben erwähnten Abt) und Seelsorger der Bruderschaft des San Domenico, der die Oberaufsicht über die Statue der Addolorata und die zugehörige „Kasse“ hatte dazu, am 15. Mai 1795 einen Schenkungsvertrag mit der Bruderschaft zu schließen. Dies geschah nach dem 2. Februar 1794, als die „Real Camera di Santa Chiara“ die königliche Zustimmung zum Fest der Vergine Addolorata (Schmerzensmutter) gewährte. Erst im folgenden Jahrhundert, und zwar am 6. September 1870, infolge des Bittgesuchs der Bruderschaft des San Domenico an die „Curia Generalizia“ des Ordens der Diener Mariens bezüglich der Anerkennung und Gründung der Bruderschaft der Addolorata (Schmerzensmutter) und deren Angliederung an die antike Bruderschaft der Dominikaner, erhob der Erzbischof von Tarent, Mons. Giuseppe Rotondo diese am 17. Dezember kanonisch in den Stand einer Bruderschaft und vereinigte sie mit der Bruderschaft des San Domenico. Ab diesem Zeitpunkt trug die Bruderschaft einen Doppelnamen und nahm die Satzung aus dem Jahr 1861 an. In dieser wurde die vom Dominikanerpater Vincenzo Cosa eingeführte Regel bestätigt, die sich auf die Bilanz der Feierlichkeiten der Karwoche bezog und vorschrieb, dass die beiden Kassen „della cera“ und „delle robbe“, die jeweils der Bruderschaft der Addolorata und des San Domenico gehörten, nicht zusammengelegt werden durften. Die Regeln sahen die Abrechnung der „Ausgaben und Einkünfte („esiti” und „introiti”) vor, wobei erstere die Einschreibgebühren der Mitglieder und die „mesatelle” (Monatsbeiträge) und letztere die Spenden der Gläubigen und der Mitglieder der Bruderschaft der Addolorata betrafen. Heute noch werden bei der Verwaltung der Bruderschaft grundsätzlich diese antiken Regeln eingehalten, auch wenn einige Satzungsvorschriften vom „Ordinario Diocesano“ geändert wurden. Tatsächlich werden der „Kasse der Addolorata“, deren Einkünfte aus der Palmsonntagsveranstaltung kommen, alle Spesen für das große Septemberfest und vor allem für die Palmfreitagsfeier und die Gründonnerstagsprozession angerechnet.
Die Bruderschaft der Maria Santissima del Carmine wurde offiziell am 10. August 1675 per Dekret des damaligen Erzbischofs von Tarent, Mons. Tommaso F. Sarria O.P, gegründet. Verschiedene Dokumente führen als Gründungsjahr das Jahr 1577 an, in dem die Karmeliter von der Kirche der Madonna della Pace am Fuße des Vasto (die zwischen 1934 und 1939 abgerissen wurde) in die Kirche der Santa Maria extra moenia, auch genannt Kirche der „Misericordia“ umzogen. 1765 erhielt die Bruderschaft die Statuen des Gesù Morto (des toten Jesu) und der Addolorata (Schmerzensmutter) von der Familie Calò zum Geschenk. Don Diego Calò hatte die beiden Statuen aus Pappmaché in Neapel in Auftrag gegeben, die jeden Karfreitag inoffiziell bei der Prozession mitgetragen wurden. Seine Nachkommen hielten an diesem frommen Brauch fest, bis Francesco Antonio Calò beschloss, die beiden Statuen der Bruderschaft „del Carmine“, die für ihre besondere Frömmigkeit bekannt war, zum Geschenk zu machen. Die einzige Bitte der Familie Calò lautete, dass die Nachkommen der Familie an der Prozession teilnehmen und dabei die „Lacci“ (Bänder) des Sarges Jesu halten durften. Die Bruderschaft hielt sich an diese Bitte und wenige Jahre darauf schenkte ihr die Familie noch weitere sechs Statuen, die verschiedene Kreuzwegstationen darstellen. Die erste Satzung der Bruderschaft (datiert auf 1777) legte die moralischen Regeln in Anlehnung an das Evangelium fest, nach denen sich die Mitglieder der Bruderschaft richten mussten. Weiters erkannte sie den Mitgliedern das antike Privileg der „Dritta” zu, nämlich den Vorrang vor allen Angehörigen anderer Bruderschaften beim Besuch der „Sepolcri“ (Heiligen Gräber) am Gründonnerstag und Karfreitag. 1806 wurde das Karmeliterkloster beim Einfall der napoleonischen Truppen in Tarent aufgelöst und als Waffenlager und Soldatenunterkunft genutzt. Die Kirche wurde geschlossen und die Bruderschaft „del Carmine“ fand bei der Bruderschaft der „Santissima Trinità“ Unterkunft. 1810 kehrte die Bruderschaft „del Carmine“ an ihren ursprünglichen Sitz zurück. Am 16. März 1875 gewährte Papst Pius IX der Bruderschaft „del Carmine“, die der frommen Sitte der Bußprozession zu den „Sepolcri“ (Heilige Gräber) huldigte, die gleichen Ablässe wie den Pilgern, die die Sieben Kirchen der Alma Roma besuchten. Dieses Privileg wurde in der Folge von Papst Leo XIII und Pius X erneuert. Heute hat die Bruderschaft zirka 1800 Mitglieder und wird von einer Satzung geregelt, die für alle Bruderschaften der Erzdiözese gilt und 1998 genehmigt wurde.