Trockensteinmauern, Wege und enge Gassen, scharfkantige Steine, das Wiehern von Pferden, das Zischen von Peitschen, der Schein von Fackeln im Dunkeln, eine schweigende Menschenmenge durch die Christus hindurch zieht! Er durchquert das Herz der Trulli-Stadt, mischt sich unter die Statisten und Zuschauer, begleitet von den andächtigen Blicken und frommen Gebeten bis zum Golgota, dem Ort, an dem das Kreuz steht, das Himmel und Erde für immer vereint hat. „Seit dreißig Jahren arbeiten die jungen Leute der Gemeinschaft von Sant’Antonio in Alberobello jeden Karfreitag mit Hingabe, Engagement und Bravur an der Aufführung der Lebenden Passion. Eine Inszenierung, die durch die Darstellung der Passion Christi zum Nachdenken über das Leiden und die Probleme der Welt und über das Leben eines jeden von uns anregen will. Ein Moment von außergewöhnlicher spiritueller Intensität und ausnehmendem kulturellen und künstlerischen Wert, eine charakteristische Veranstaltung des apulischen Osterfests, die jedes Jahr tausende gläubige und nicht gläubige Besucher aus ganz Italien anzieht.
Mehr als zweihundert Statisten bewegen sich zuerst über eine natürliche Bühne aus Stein und Ölbäumen, dann durch die Straßen der Trulli-Stadt und verleihen den Worten der Evangelien eine Stimme, wie lebendige Steine, die durch Raum und Zeit der Menschheit geworfen werden. Ein undurchdringliches Geheimnis, das die faszinierenden Steine der Altstadt von Alberobello seit dreiunddreißig Jahren behüten und erneuern, eine wahre Passion, antik und gleichzeitig immer wieder neu, die ihren Mythos jeden Karfreitag wieder neu durchlebt.”