Hunderte junge Leute, Männer und Frauen in historischen Gewändern nehmen an der „Sacra Rappresentazione“ der Passion und des Todes Christi teil. Karsamstagnachmittags zieht diese eindrucksvolle und bewegende Volksveranstaltung unter Beteiligung einer riesigen Menschenmenge durch die kleinen Gassen der Altstadt, um auf dem Toppo San Giacomo mit der Kreuzigung zu enden.
Sie wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von Bischof E.G. Cavalieri nach einem tragischen Ereignis im Jahr 1702 eingeführt, das den etwas müde gewordenen Glauben der Bewohner von Troia aufrüttelte. Am Karsamstagmorgen zieht die Prozession der „Catene” von der Kirche des San Basilio Magno (11. Jh.) durch die Straßen der Altstadt, um die „Sepolcri” in den verschiedenen Kirchen zu besuchen. Die fünf Büßer in weißer Kutte und Kapuze tragen ein schweres Kreuz auf den Schultern. Ihr Kommen wird vom Rasseln der Ketten an ihren nackten Füßen und dem rhythmisch dumpfen Klang der „Trocchiola angekündigt, mit dem sie die Stille und tiefe Wehmut auf ihrem Bußweg durchbrechen. Aus alter Tradition müssen die Büßer diese Bußübung zu Ehren der Wunden Christi fünf Jahre lang durchführen und dürfen sie nicht unterbrechen oder vorzeitig abbrechen.
Karfreitagabends werden fünf in jüngerer Zeit angefertigte Statuengruppen (die Statuengruppen aus Pappmaché aus dem 18. Jahrhundert werden im Diözesanmuseum aufbewahrt) von der Basilika-Kathedrale in einer Prozession durch die wichtigsten Straßen der Stadt getragen. Sie stellen folgende Kreuzwegstationen dar: Die Krönung Jesu mit der Dornenkrone, die Geißelung, der erste Sturz Christi unter dem Kreuz und die Kreuzigung. Der letzten Statuengruppe folgen die erlesene Statue aus Pappmaché neapolitanischer Schule, die von der Gemeinschaft des Allerheiligsten auf den Schultern getragen wird und die Statue der Madonna Addolorata (Schmerzensmutter des Bildhauers G. Colombo), die von der gleichnamigen Gemeinschaft ebenfalls auf den Schultern getragen wird. Die lange und von Wehmut geprägte Prozession wird durch die „Catene” (Kettenträger) in ihren violetten Kutten ohne Kapuzen abgeschlossen. Vor dem II Vatikanischen Konzil war diese Prozession auf Grund von spektakulären Predigten, die an bestimmten Stationen gehalten wurden, von höchster Dramatik gekennzeichnet. Die letzte dieser Predigten, die „Strazio della Madonna” genannt wurde und diese paralithurgische Veranstaltung abschloss, erzeugte eine starke emotionelle Spannung in den Gemütern der Gläubigen.
Sie findet am Nachmittag des Ostersonntags statt. Die Statue der Madonna im Trauergewand (eventuell von Pietro Frasa, der auch das Wundertätige Holzkreuz geschaffen hat) zieht von der Kirche des San Domenico weg, während sich gleichzeitig am anderen Ende der Stadt (von der Kirche des San Francesco) die Statue des Salvators auf den Weg macht. Die beiden Simulakren bewegen sich auf die Basilika-Kathedrale zu, wo der Ritus des Kusses stattfindet. Die beiden Statuen nähern sich inmitten der schweigenden Menge langsam und weichen zweimal wieder auseinander. Bei der dritten und letzten Annäherung neigt sich Statue des Salvators zu den Füßen der Madonna hinab, um sie unter dem Jubel der Menge zu küssen, während die Kapelle den Marsch aus „Moses” von Gioacchino Rossini spielt. Diese Volksveranstaltung ist einmalig in Apulien, hat aber starke Ähnlichkeiten mit den Ostersonntag-Riten, in den Abruzzen, von denen sie direkt herstammen könnte, da einst auf Grund der Transhumanz ein reger Austausch zwischen den beiden Regionen herrschte.