Am Gründonnerstag findet die ehrfürchtige Bußprozession zu den “Sepolci” (Altäre der Grablegung) in den Kirchen statt, die bis spät in die Nacht andauert. Sehr eindrucksvoll ist der “Sepolcro” in der Kirche San Benedetto, der die Bruderschaft des Sant’Antonio Abate angehört. Zum Zeichen der Verehrung für den Toten Christus werden am “Sepolcro” Weizenhalme “lu ‘rene dlu subbuleche“ niedergelegt. Die Gläubigen säen während der Fastenzeit in einem Tonteller Weizen an, warten ab, dass der mit Liebe gepflegte Weizen keimt und sprießt und in dunklen Räumen, Kästen oder Truhen eine hellgelbe Farbe annimmt, um ihn zusammen mit Platterbsen- und Linsenpflänzchen zu Kränzen zu winden. Die Tonteller werden liebevoll verziert und mit bunten Bändern geschmückt.
Am Karfreitag beginnt bei der Kirche San Francesco (seit 1904 Sitz der edlen Bruderschaft „della Morte“) bei Sonnenuntergang die bewegende Prozession des Toten Christus, der von vier starken jungen Männer, die sich mit vier anderen ablösen, auf den Schultern getragen wird. Auf die Statue des Toten Christus folgt die Statue der Madonna Addolorata (Schmerzensmutter), die, wie es die Tradition verlangt, von vier bis zwölf jungen Frauen auf den Schultern getragen wird. Allen voran zieht der sogenannte „Calvario”, ein großes Holzkreuz auf einem Hügel, an dem alle Passionssymbole befestigt sind.
Charakteristisch für diese Prozession sind die hunderten schwarz gekleideten jungen Frauen und Mädchen, die die “Symbole” tragen: Laternen, Würfel, Seile, Hammer, Zange, Lanze, Schwamm, Nägel, den roten Umhang, die Dornenkrone, den Kopf Christi, das rote Samtherz mit der Krone der Magdalena und vieles mehr.
Die Prozession teilt sich in zwei Züge. Der erste Zug durchquert die gesamte Altstadt, der zweite, mit der Madonna im schwarzen Mantel, die Hauptstraße bis zur Piazza Beneficenza, wo „die Madonna ihrem Göttlichen Sohn begegnet“.