Sie wurde zum Abschluss einer Stadtmission vom Jesuitenpater Domenico Bruno im Jahr 1719 als Bruderschaft der „Foresi” (Landarbeiter oder Taglöhner) gegründet und der „Purificazione della Vergine” (Läuterung der Jungfrau Maria) und San Ignazio di Loyola geweiht. Die Vertreibung der Jesuiten aus dem Königreich Neapel (1767) und die Auflösung des Ordens brachten für die Bruderschaft eine Zeit der Untätigkeit mit sich. Sie reorganisierte sich aber 1777 mit neuen Regeln und wurde in diesem Jahr auch von Ferdinand IV. per königlichen Dekret anerkannt. 1810 übersiedelte sie in die Kirche des Santissimo Rosario, auch genannt Kirche des San Domenico und trug viel zur Renovierung und zur architektonischen Verschönerung des Sakralbaus bei. 1833 erhielt sie mit päpstlicher Zustimmung zum Titel „della Purificazione” (der Läuterung) noch jenen der „Addolorata” (Schmerzensmutter). Es ist die „Jungfrau der Sieben Schmerzen”, der die Bruderschaft ihre religiösen Werke und Veranstaltungen weiht, beginnend bei der Palmfreitagsprozession. Die Statue der Madonna „Desolata” (Untröstliche) wurde 1907 von Corrado Binetti aus Molfetta geschaffen und entspricht in Gestalt und Ausdruck den Vorlieben der gläubigen Bevölkerung. Die Jungfrau, mit mädchenhaftem Gesicht trägt ein schwarzes Gewand und umarmt das Kreuz zu dessen Füßen sie steht. Ein goldener Dolch durchbohrt ihr Herz und symbolisiert die Prophezeiung des alten Simeon. Die Bruderschaft organisiert am Ostersonntag außerdem die festliche Prozession des Auferstandenen Heilands, während der auch der alte ländliche Brauch des „Scoppio delle Quarantane” (Abbrennen von Stoffpuppen, die am Aschermittwoch aufgehängt werden) stattfindet.
Die erste Erwähnung einer Bruderschaft, die dem Kult des Heiligen aus Montpellier gewidmet ist, befindet sich auf der Steintafel in der Kirche des San Rocco auf dem heutigen Hauptplatz. Es wird überliefert, dass Papst Gregor XIII im Jahr 1576 der Kirche und der Bruderschaft des „Santo Rocco de Ruvo” den Dauerablass gewährte. In den ältesten Archivunterlagen wird die Bruderschaft als „arm” definiert, wegen der sozialen Herkunft seiner Mitglieder, die vorwiegend dem Bauerstand angehörten. Alle Mitbrüder waren auch Analphabeten, die 1781 von Ferdinand IV die königliche Anerkennung der Regeln und der Gründung erhielten, welche alle mit einem Kreuz unterzeichneten. Das Leben der Bruderschaft war von tiefer Frömmigkeit und Solidarität unter den Mitgliedern gekennzeichnet, die trotz ihrer eigenen Armut, dank einer Stiftung, des sogenannten „Monte di San Rocco” auch außerhalb der Bruderschaft karitativ tätig waren. Derzeit pflegt die Bruderschaft nicht nur den Kult ihres Schutzpatrons und der „Madonna del Buon Consiglio”, der ein Fest im April gewidmet ist, sondern organisiert auch die eindrucksvolle Prozession der „Otto Santi” (Acht Heiligen) in der Nacht zwischen Mittwoch und Gründonnerstag, bei der, begleitet von einer großen Zuschauermenge, eine imposante Statuengruppe mitgetragen wird, die die Überführung Jesu zu seinem Grab in Lebensgröße darstellt. Die Größe der Statue, die von fünfzig „Trägern” auf ihren Schultern getragen wird und die die Dramatik der dargestellten Szene unterstreicht, verleihen der Prozession, die zum Symbol für die Osterfeierlichkeiten in Ruvo wurde, ihren ganz besonderen Reiz.
Sie wurde im Jahr 1604 auf Initiative von begeisterten Priestern und frommen Bürgern gegründet und hatte ihren Sitz in der antiken und wohltätigen Kirche San Vito, die seit damals „del Carmine” (vom Karmel) genannt wird. Die gesellschaftliche Zusammensetzung war die Basis für die Macht, die die Erzbruderschaft im Laufe der Jahrhunderte ausübte und den großen Reichtum über den sie verfügte. Große Summen wurden in den Ausbau und die Verschönerung der Kirche und des Oratoriums an der sogenannten „Via della Strignatora” investiert, wo sich die Mitglieder der Bruderschaft nicht nur zur Erledigung von Verwaltungsangelegenheiten, sondern auch zum Gebet und zur Buße versammelten. Die rechtliche Anerkennung der Regeln und der Gründung, wie es das königliche Gesetz für Laienbünde vorsah, erfolgte im Jahr 1763. Von der Bruderschaft wurde auch der sogenannte „Monte Barese” verwaltet, die mit Eigenmitteln vom Notar Carlo Barese eingerichtet wurde. Die Bruderschaft organisiert seit dem 17. Jahrhundert die Prozession der Mysterien, die am Abend des Karfreitags stattfindet. Daran nehmen zahlreiche Holzstatuen der Passion Christi und der Jungfrau teil, den Abschluss bildet die Reliquie des „Santo Legno” (heiligen Holzes). Sehr berührend ist die Statue des Kreuz tragenden Christus, die im Jahr 1674 von Filippo Altieri angefertigt wurde. Der Prozession folgen zahlreiche barfüßige Büßer, die ein Gelöbnis erfüllen.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde der antiken Kirche des San Cleto ein zweites Kirchenschiff angefügt, das zuerst dem Heiligen Michael und dann der „Madonna del Suffragio” geweiht wurde, deren Bildnis, in einem Gemälde des neapolitanischen Malers Plantamura über dem Hauptaltar hängt. Die kanonische Erhebung in den Status einer Bruderschaft erfolgte im Jahr 1678, in dem auch ihr Anschluss an die Erzbruderschaft „del Suffraggio” in Rom stattfand, wodurch sie die gleichen, vom Papst gewährten kirchlichen Privilegien genießen durfte. Der Hauptzweck der Bruderschaft war der Begräbniskult und die Abhaltung von Seelenmessen. Unter den von der Bruderschaft verwalteten Gütern war auch der „Monte dei Morti”, der in nur wenigen Jahren zu einem der reichsten frommen Orte der Stadt wurde. Auf Wunsch der vielen Erblasser wurden die Vermächtnisse für Seelenmessen und Gottesdienste und zu karitativen Zwecken für Arme und Kranke verwendet. Die Bruderschaft übernahm den gleichnamigen „Monte” von der aufgelösten Bruderschaft des San Cleto und verfügte damit zu wohltätigen Zwecken über einen bedeutenden Grundbesitz. Ein weiterer „Monte”, den die Bruderschaft verwaltete war der „Monte Leone”, der von Francescantonio Leone im Jahr 1711errichtet wurde. Die Einführung der Prozession der „Pietà” geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück, während die Statue der Madonna mit dem Sohn im Schoß, ein Werk des bekannten leccesischen Bildhauers Giuseppe Manzo, aus dem Jahr 1901 stammt. Hunderte Mitglieder der Bruderschaft in weißen Kutten und schwarzer Schärpe mit dem Symbol des Todes begleiten das eindrucksvolle Simulakrum bei der feierlichen Prozession am Abend des Karsamstags.