Heutzutage werden bei den Karfreitagsprozessionen in Conversano folgende Musikstücke ausgeführt:
Totenklage
Einzigartiges Instrumentalstück antiken Ursprungs. Sie eröffnet den Umzug, bei dem die Gläubigen in der Nacht des Gründonnerstags und am Morgen des Karfreitags die Statue des Schwarzen Christus von der Kirche dell’Isola zum Bischofssitz begleiten. Die Melodie ist pathetisch und sich wiederholend und wird von einer Flöte und einer Trommel als rhythmische Begleitung gespielt.
Miserere
Vertonung von vier Versen des 50. Psalms. Auch wenn sie in den letzten Jahrzehnten mündlich überliefert wurde, entstand sie sicher auf einem Notenblatt und ist wahrscheinlich das Werk des conversanesischen Komponisten Ignazio Candela, Organist und Kapellmeister der Kathedrale zwischen 1768 und 1803. Der „Faburdon-Aufbau”, der eine vierstimmige Melodie mit einheitlicher rhythmischer Einteilung vorsieht, ist sicherlich ein Mittel, das der Komponist einsetzte, um die Ausführung durch Amateursänger zu erleichtern. Dieses A-Cappella- Stück bringt vielleicht die Faszination des Karfreitags in Conversano am besten zum Ausdruck.
Trauermärsche
Stimmungsvolle Begleitung der Statue der Addolorata (Schmerzensmutter). Sie gehören genau genommen nicht zum Repertoire der “sakralen” Musik (wie zum Beispiel das Miserere aus dem Troubadour von Giuseppe Verdi), aber sie eignen sich gut, um den Schmerz Mariens auszudrücken.
Stava Maria dolente (Stabat Mater)
Italienische Version der ersten Strophe des Stabat Mater. Die bewegende Melodie wird Antonio Lotti (1666-1740) zugeschrieben, dem berühmten venezianischen Kappellmeister.
Questo Gesù che miri e Ohimè chi mi consola
Über den Ursprung dieser Lieder ist nichts bekannt. Sie sind ein Ausdruck der Volksfrömmigkeit.
Diese Musikstücke sind nur ein Teil des reichen Musik- Repertoires, das im Laufe der Jahrhunderte in Conversano während der Karwoche aufgeführt wurde. Im örtlichen Diözesanarchiv sind zwei komplette Responsorien der Karwoche aufbewahrt. Das erste ist zweistimmig und wurde von einem unbekannten Kappellmeister der Kathedrale am Ende des 17. Jahrhunderts komponiert. Das zweite, aus dem Jahr 1801 ist vierstimmig und ein Werk des bereits erwähnten Komponisten Ignazio Candela. Beide wurden jüngst veröffentlich und stellen das wichtigste Zeugnis der musikalischen Vergangenheit Conversanos dar.
Claudio Ermogene Del Medico