Am Abend während der Anacht singt ein Frauenchor das Lied ''Il Pianto della Madonna"
Am späten Abend beginnen in den Kirchen, die Sitz einer Bruderschaft sind, die Gottesdienste der Finsternis, während derer die religiösen Lieder der Tradition Vicos angestimmt werden.
Die erste Prozession beginnt um 8:00 Uhr morgens. Allen voran geht die Bruderschaft „della Morte ed Orazione“, ihr folgen nach und nach die anderen, jede aus ihrer Kirche. Auf ihrem Weg zum Kapuzinerkloster singen sie den Psalm 50 des „Miserere“ und besuchen die „Sepolcri“. Dort verweilen die „Madonne” abwechselnd, um dem Allerheiligsten Sakrament zu huldigen, bevor sie wieder zu ihren Sitzen zurückkehren, wobei sie die Hymne „Pange lingua gloriosi“ und das Lied „Tantum ergo Sacramentum“ anstimmen. Vor jedem Prozessionszug gehen drei Kinder. Das Kind in der Mitte trägt das Kreuz mit den Passionssymbolen (Geißeln, Hammer, Dornenkrone, Zange, Schwamm, Lanze und Grabtuch). Ihnen schließen sich Kinder in Zweierreihen an, geführt vom „Mazziere“, diesen folgen die Bruderschaften und zum Schluss die Statuen der Addolorata (Schmerzensmutter) und des Cristo Morto (toten Christus). Die Bruderschaft der „Carmelitani Scalzi“ trägt die 5 Statuen der Mysterien, die Bruderschaft des San Pietro nur die der Addolorata (Schmerzensmutter).
In der Kirche des Purgatoriums findet um 15:00 Uhr die Heilige Messe der „Presantificati“ (die sog.Messa Pazza) statt, bei der am Tag zuvor geweihte Hostien bei der Kommunion verteilt werden. Darauf folgen die „Tre ore di Agonia” (drei Stunden des Todeskamps) mit der Predigt der Sieben Worte Jesu amKreuz.
Um 18:30 Uhr tragen die Bruderschaften und das Volk in einer gemeinsamen Prozession, die von der Bruderschaft des San Pietro eröffnet wird, die Statue der Addolorata (Schmerzensmutter) aus der Mutterkirche und die Statue des Cristo Morto (toten Christus) aus der Kirche des San Giuseppe, die Sitz der Bruderschaft der „Cinturati di Sant’Agostino e Santa Monica“ist, welche den Prozessionszug abschließt, durch die Stadt. Sie stimmen getrennt das Lied „Miserere” an und ziehen zum sogenannten „Golgotha“, einem Ort, der sich an der äußersten Spitze des Viertels Carmine befindet, wo fünf Kreuze an die Wunden Christi erinnern. Für jedes Kreuz spricht der Priester drei Vater Unser, drei Ave Maria und drei Gloria und singt die Verse „ Io ti adoro Santa Croce, duro legno del mio Signore, io ti adoro con la voce, io ti adoro Santa Croce” (ich bete dich an Heiliges Kreuz, hartes Holz meines Herrn, ich bete dich an). Nach dem letzten Kreuz stimmen die Bruderschaften und das Volk mit volltönender und mächtiger Stimme „Evviva la Croce” an, während der Prozessionszug zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt. Am Karfreitag endet die Prozession, wenn sich der Zug in der Nähe der Kirche des San Nicola, Sitz der Erzbruderschaft des SS. Sacramento teilt. Die Bruderschaft der „Cinturati di Sant’Agostino e Santa Monica“ begleitet die Statue des „Cristo Morto“ zur Kirche des San Giuseppe, wobei das vollständige Miserere gesungen wird, während die anderen Bruderschaften mit der Statue der Madonna zur Mutterkirche zurückkehren und dabei weiterhin mehrstimmige Lieder anstimmen.