FREITA GMORGEN - Der signifikanteste der Karwochenriten von Conversano ist sicherlich jener des Kusses des Cristo Nero (des Schwarzen Christus), des Kreuzes das in der Kirche der „Santa Maria dell’Isola“ aufbewahrt wird, die zirka einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Am Abend des Gründonnerstags begeben sich die Gläubigen zum Kloster „dell’Isola“, um Jesus zu küssen und um ihm zu danken. Der Ritus des Kusses und die morgendliche Prozession am Karfreitag gehen auf weit zurückliegende Zeiten zurück, als das Kloster von Patern der „Osservanti Zoccolanti“ (strenggläubige Soccolanti, Sandalenträger, Barfüßer) des Franziskanerordens des San Bernardino von Siena bewohnt war. Die Geschichte des „Gesù dell‘Isola” (Jesus von der Insel) war zuerst mit den Zoccolanti-Patern verbunden und später dann mit der Familie Tarsia-Mastronardi, denn in Folge der Einheit Italiens im XIX Jahrhundert wurden die Kirchenmöbel von der Domänenverwaltung enteignet und an Private veräußert. In der Nacht nach der feierlichen Osterwache des Rektors bricht die Jesus-Prozession um 03:00 Uhr am Morgen des Karfreitags in Richtung Conversano auf. Flöte und Trommel, die einen kläglichen Ton von sich geben, eröffnen die Prozession, gefolgt vom Kreuz und den Gläubigen mit großen Fackeln, die meisten von ihnen sind Landwirte; üppiger Blumenschmuck, die Laternen und der Rektor umgeben den „Gesù dell‘Isola“, der gefolgt wird von einer Unmenge an Gläubigen. In den ersten Stunden des Morgengrauens wird Jesus das die „Ninna Nanna”, das Schlaflied gesungen, ein verzehrender Gesang in der Mundart Conversanos; die Prozession ist sehr langsam, auch weil das Kruzifix ständig an den Stationen anhält, wo die Gläubigen es noch einmal küssen können, Jesus wird auf Kissen gebettet, die mit wertvollen Stoffen überzogen und mit Blumengirlanden geschmückt sind. Gegen 06.00 Uhr kommt Jesus bei der kleinen Kirche des San Rocco an, wo die Prozession eine längere Pause einlegt; von hier an wird das Kruzifix nur noch von Priestern aus Conversano getragen und zum Schluss vom Bischof der Kirche des San Benedetto zum Palazzo dell’Episcopio. Die Prozession bricht um zirka um 11:00 Uhr wieder vom Palazzo Vescovile, dem Bischofspalast auf; auf diesem Abschnitt, bis zur Kirche des San Rocco wird Jesus von Rechts wegen bis zum letzten Nachkommen von der Familie Tarsia Mastronardi getragen. Auf der Piazza Castello wird unter der Verantwortung des Rektors ein weiterer intensiver Moment der Prozession gefeiert: Die Segnung des Meeres, des Bodens, des Seminars und der Stadt. Von der Kirche des San Rocco bewegt sich die Prozession weiter, die gesamte Via Bari entlang und gelangt schließlich gegen 13:00 Uhr zur Kirche der Santa Maria dell’Isola.
Neben diesen Kirchen von erheblichem Wert gibt es andere, welchen die Institutionen weniger Beachtung schenken, obwohl sie Ausdruck der religiösen und historisch-künstlerischen Tradition der Stadt sind. Eine davon ist die Rektorei der SS. Passione. Sie liegt mitten im historischen Zentrum auf dem Corso Umberto I und wurde im Jahr 1655 durch zwei Priester aus Conversano, Don D’Ambrosia und Don Quagliarella errichtet, mit der Absicht, „die Ergebenheit der Bevölkerung in Erinnerung an die Passion Chirsti anzuregen“. Die Kirche bewahrt und bewacht die elf Statuen der „Mysterien” aus Pappmaché, die am Nachmittag des Karfreitag und am Tag der S. Lucia, der am 13. Dezember gefeiert wird, in einer Prozession getragen werden. Die ältesten Statuen, die auf den Zeitraum zwischen dem 18. Und dem 19. Jahrhundert zurückgehen, sind folgende: Kruzifix (Kalvarienberg), der tote Jesus (die Totenbahre), die der Passionskirche gehören sowie die Magdalenen- Gruppe, deren Besitzer die Gemeinde Conversano ist. Auf einige Jahre später zu datieren sind die Statue des Christus im Garten, die der Bruderschaft der „S.Maria La Nova“ gehörte, die es heute nicht mehr gibt sowie die Statuen des gegeißelten Jesus (Jesus an der Säule) der Bruderschaft des „S. Leonardo“ (auch diese gibt es nicht mehr), der mit der Dornenkrone gekrönte Jesus (Jesus mit dem Schilfrohr) der Bruderschaft des „SS. Sacramento“ sowie die Statue von Jesus, der das Kreuz trägt, die der Bruderschaft der „Immacolata“ (heute nicht mehr existent) gehörte. Auf den Beginn des 20. Jahrhunderts hingegen gehen die anderen, von Bischof Mons. Antonio Lamberti den Bruderschaften des „S. Rocco“ (Hl. Petrus), der „Annunziata” (Hl. Johannes) und der „Passione” (Veronica) geschenkten Statuen zurück.