Die Prozession der Maria SS.MA Addolorata zieht von der Kirche der S. Maria del Monte Carmelo e della Misericordia (in der Via Carmine Fontò) zur Kathedrale, wo ein feierlicher Gottesdienst, unter der Leitung des Bischofs stattfindet Nach dem Oratorium Sacrum setzt die Prozession ihren Weg durch die ganze Stadt fort. Gegen 20.30/21.00 Uhr erreicht sie einen ihrer Höhepunkte, wenn das Simulakrum der Madonna Addolorata, nach der Überquerung der Brücke aus dem 17. Jahrhundert, die die Altstadt mit der Neustadt verbindet, auf einer der Bastionen über dem Meer anhält und der Priester die Bevölkerung und die Fischerboote segnet. Daraufhin kehrt die Prozession in besinnlichem Schweigen durch das Labyrinth der kleinen Gassen zu ihrer Kirche zurück.
In der Sakristei sind darüber hinaus die Statuen der Schmerzhaften Mysterien aufbewahrt, die von Sonnenun-tergang des Karfreitags bis in die ersten Morgenstunden des Karsamstags in einer Prozession durch die Stadt getragen werden, begleitet vom Klang der „Trozzula” (eines hölzernen Musikinstruments), der „vergessenen" Trompete und der Trommel und vom Schein der Laternen, die die Prozession ankündigen. Es gibt ein richtiges Fotomuseum, in dem die verschiedenen Gestaltungen des „Grabes" der letzten dreißig Jahre fotografisch fest-gehalten sind, dazu einige Schwarz-Weißaufnahmen von den Modellen früherer Jahre. Die Tradition sieht vor, dass das „Grab", im lokalen Dialekt „Urnia” genannt, als Symbol der Grablegung Christi jedes Jahr anders gestaltet wird, je nach dem Modell, das die Bruderschaft auswählt. Die Prozession der Mysterien und des Grabes Christi ist eine der eindrucksvollsten und mitreißendsten Veranstaltungen der Passionstradition, an der auch die Bruder-schaft S. Maria degli Angeli mit dem Simulakrum der Maria SS.ma Addolorata (Schmerzensmutter) teilnimmt.
Bei Sonnenaufgang am Karsamstag beginnt die Prozession der Maria Desolata, die von der Bruderschaft der S. Maria della Purità organisiert wird. Die Kapuzenmänner in ihren weißen Kutten, gelber „Mozzetta" und rotem Leibgürtel schreiten den Statuen des Christo Morto (des toten Christus) in einem vergoldeten Grabschrein und der Maria Desolata voran. Letztere hat den Beinamen Desolata (die Untröstliche), weil sie Trauer trägt und zu Füßen des Kreuzes sitzt. Die Statue ist eine wertvolle Arbeit aus Pappmaché aus dem XIX Jahrhundert. Die Prozession beginnt um zirka 3:00 Uhr am Morgen des Karsamstags, im Dunkeln der Nacht, die nur vom Schein der vier La-ternen, dem Klang der Trompete und dem düsteren Schlagen der Trommeln durchbrochen wird. Der eindrucks-vollste und berührendste Moment der Prozession ist die Begegnung der Madonna mit Cristo Morto (dem toten Christus) vor der Kirche zum letzten Gruß, wenn eine still betende Menschenmenge vor dem Hintergrund des Meeres und des Strands der „Purità" ihrer tiefen Frömmigkeit Ausdruck verleiht.