Die Riten der Karwoche werden von der Prozession „della Desolata (der Untröstlichen)" eröffnet, die am Palmfreitag stattfindet. Sie wird von der Bruderschaft „del Nome di Gesù (des Namens Jesu)" organisiert, die in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts gegründet wurde und ihren Sitz in der Kirche des San Mattia bzw. „della Madonna del Lume" mitten in der Altstadt hat. Dieses kleine Gotteshaus, in dem einst der Heilige Francesco De Geronimo (1646-1716) als junger Jesuitenpater wirkte, wurde ebenfalls im 17. Jahrhundert erbaut und im 18. Jahrhundert bereichert und verschönt.
Der Gründonnerstag ist der Eucharistischen Anbetung und dem Aufbau des „Sepulchrum Domini” (der Heiligen Gräber - im örtlichen Dialekt werden sie „Sìbburcu” genannt) in den wichtigsten Kirchen der Stadt gewidmet, nämlich der Mutterkirche und den Kirchen „del Carmine", S. Francesco De Geronimo, Paolotti, Madonna delle Grazie, Rosario und S. Maria in Campitelli. Diese Kirchen werden barfuß „besucht”, mit einer charakteristischen Zeremonie, die bei der Bruderschaft del Carmine unter dem Namen „Bbubbli Bbubbli” bekannt ist. Die Regeln der Bruderschaft wurden von Mons. Antonio d’Aquino im Jahr 1620 anerkannt. Diese hat ihren Sitz gegenüber der Kirche del Carmine in einem eleganten Oratorium aus den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts, in dem viele kulturelle und religiöse Kunstgegens-tände aufbewahrt sind.
Am Karfreitag findet als Krönung der Passionsriten und als religiöser Höhepunkt der Karwoche die Prozession der Mysterien statt, die seit Anfang des 18. Jahrhunderts von der Bruderschaft del Purgatorio organisiert wird. Die Bruderschaft wurde am 17 November 1641 von D. Federico Monaco mit Zustimmung von Mons. Tommaso Caracciolo gegründet. Die jüngste Bruderschaft von Grottaglie veranstaltet jedes Jahr eine traditionelle Prozession, an der die Gläubigen der Stadt in tiefer Andacht teilnehmen. Sie hat ihren Sitz im Oratorium auf dem Hauptplatz der Stadt, neben der Mutterkirche, wo die kunstvollen Statuen und Symbolgegenstände der Passion und des Todes Christi, die an der Prozession teilnehmen, aufbewahrt werden. Besonders interessant und ausdrucksstark sind die fünf Statuen aus Pappmaché, die auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen. Älter und wertvoller sind hingegen die Holz-statuen der Addolorata (Schmerzensmutter) und des Cristo Morto (des toten Christus), der in einem reich verzierten und kunstvoll geschnitzten Grabschrein, der sog. „Urna" liegt.