Je nach Wohnort, Beruf und kirchlichen Bindungen unterscheiden sich die Bruderschaften durch ihre besondere Verehrung eines Heiligen oder eines speziellen Kults, an dem sie sich orientieren, dem sie sich anvertrauen und nach dem sie sich benennen. Dem Kult des Heiligen werden eigene Kirchen, Kapellen, Altäre, oftmals bereichert von wunderbaren Kunstwerken, eigene Gewänder, Banner, sakrale Gegenstände und sogar eigene Gebete, Texte und Musikstücke zugeordnet. Valenzano scheint von dieser traditionellen Linie nicht abzuweichen. In der religiösen Geschichte Valenzanos gab es acht Bruderschaften. Die erste, zeitlich gesehen, war die Bruderschaft des „SS. Corpo di Cristo (Allerheiligsten Leib Christi)” bzw. des „SS. Sacramento”, die gleich nach dem Konzil von Trient (1563) gegründet wurde. Es folgte 1578 die Bruderschaft der „Maria SS. del Rosario”, um 1665 jene des „Purgatorio”, am Beginn des 18. Jahrhunderts jene des „San Rocco e dell’Immacolata Concezione (Hl. Rochus und der Unbefleckten Empfängnis)”, 1888 jene der „Addolorata (Schmerzensmutter)” und schließlich 1908 die Bruderschaft des „Scapolare (Schultertuch) oder der Madonna del Carmine und des Sant’Antonio“. Am Ende des 20. Jahrhunderts war von der Bruderschaft der „Addolorata“ nur noch eine kleine Gruppe Mitschwestern übrig. Mit Beginn des dritten Jahrtausends lebten die Traditionen mit den Bruderschaften des “San Rocco” und der “Addolorata” wieder auf.
Die Schließung des Klosters der Zisterzienserinnen/ Benediktinerinnen, Madonna di Loreto, im Jahr 1866 führte nach zwei Jahren zur Gründung der Frommen Vereinigung der Mitbrüder und Mitschwestern unter der Schirmherrschaft der Maria Santissima Addolorata, mit Sitz in dem früheren Kloster, dessen Nutzungsrecht ihnen von der Gemeinde unter bestimmten Bedingungen gemäß den Beschlussfassungen vom 17. Januar, 20 . April und 30. Juni 1895 zugesprochen wurde. Im Jahr 1897 zählte die Bruderschaft 58 Mitbrüder und 70 Mitschwestern. Sie kümmerte sich um die Kirche S. Maria di Loreto und organisierte die Kulte und Riten der Karwoche. Zu Ehren der Schirmherrin Maria SS.ma Addolorata wurden an ihren Festtagen im September und im November Andachten, Gottesdienste und Prozessionen im Ort mit musikalischer Begleitung durch die Kapellen abgehalten. Ab den 60erjahren nahm die Mitgliederzahl der Bruderschaft immer weiter ab. Seit einigen Jahren scheint der Kult der Verehrung wieder lebendig zu werden und sich seiner Ursprünge zu besinnen, vor allem verbunden mit den Riten der Karwoche.
Den Kult des San Rocco gibt es in Valenzano seit 1543, als die ihm geweihte Kapelle an der neuen Stadtmauer bei der Porta Nuova an der Straße nach Bari erbaut wurde. Während der Pestepidemie im Jahr 1656, der schlimmsten, die die Provinz je erlebt hatte, erwählte Valenzano den Heiligen Rochus offiziell zum Schutzpatron, als Dank für die Rettung vor der Gefahr. Die Verehrung war so groß, dass am Beginn des 18. Jahrhunderts die Bruderschaft des San Rocco gegründet und 1780 per königlichem Dekret genehmigt wurde. Wahrscheinlich kam zu dieser Zeit mit Hilfe der Bruderschaft und einigen historischen Persönlichkeiten des Ortes auch eine wertvolle Reliquie des Heiligen, nämlich ein Knochensplitter von seinem Unterarm, der in einem silbernen Arm aufbewahrt und an den Festtagen des Heiligen feierlich ausgesetzt wurde, nach Valenzano. Bei diesen Feierlichkeiten wurden Kirche und Ort mit Lichtern und Girlanden an den Häusern und in den Straßen festlich geschmückt. Es fanden drei Prozessionen statt, an denen zahlreiche Büßer, Mitglieder der Bruderschaft und Figuranten zu Pferd teilnahmen. Das Fest des San Rocco war Ausdruck tiefer Volksfrömmigkeit und stellte für Auswanderer, die ihren Ort in den Jahren des Wiederaufbaus verlassen hatten das Ziel ihres Sommerurlaubs und für viele Mittellose aus der nahen Umgebung eine günstige Gelegenheit dar, den „Ferragosto“ beim Klang der Kapellen und mit einem großen Bratenschmaus zu verbringen. Heute hat sich die soziale und wirtschaftliche Situation geändert und man will die religiösen, historischen und anthropologischen Werte wiederentdecken. Auch die Bruderschaft hat mit daran Anteil, die Zahl ihrer Mitglieder und die Teilnahme an den religiösen Riten und den damit verbundenen Traditionen steigen laufend.